Startseite
Person & Handwerk
Meine Geschichten
Der bunte Schal
Die Rippe
Der Kuss
Lebenslinien
Die Baikate
Mondmagie
Eingesperrt
Balance
Baikate-Verlag
Klimpermimen
Presse
Links
Gästebuch
 
  
 



Inhalt:
 
  Miles Fears & Peter Fint - zwei  Autoren, ein Verlag und die gleiche Idee für einen Roman – das bringt auch Verleger Greenburg ins Straucheln. Der Schnellere soll den Zuschlag bekommen. 
   Zu dumm, dass beide plötzlich nur noch in Vollmondnächten schreiben können … Noch wissen sie nicht, dass sie eine mystische Kraft lenkt und die Geschichte, die sie schreiben, in einen fremden Teil der Welt katapultieren wird ...

Leseprobe:

In einer Vollmondnacht ...
Dowin
Ich sträubte mich dagegen den Mond anzusehen. Ihr fragt euch
weshalb? Das ist eine lange Geschichte, aber ihr habt noch genug
Gelegenheit, mich und mein Verhältnis zum Mond zu beobachten.
Wie auch immer. Zu Beginn dieser Geschichte verachtete ich den
Mond! Ja, ich hasste ihn mehr als alles Andere auf der Welt – ja,
mehr noch als meine ehemaligen Kumpels, ein verschworener Haufen
Heimkinder, die mich demonstrativ ausgeschlossen hatten.
  »Dowin, du Idiot! Auf dem Mond kann doch keiner Leben!« Ich
hatte nicht wahrhaben wollen, dass sie vielleicht Recht haben könnten,
und solange dagegen gewettert, bis keiner mehr mit mir redete,
nicht einmal Daniel, die Brillenschlange, der mit mir immer durch
Dick und Dünn gegangen war ... Gut, ich war damals noch sehr
klein gewesen, aber ich klammerte mich regelrecht daran – viele
Jahre lang! Man musste auf dem Mond leben können, man musste!
Die Luschen kapierten das nicht.
  Gleißendes Licht durchflutete unerbittlich mein heimliches
Nachtlager im Keller des leer stehenden, nach Fäulnis stinkenden
Hauses, aber ich sah es nicht. Ich hatte dem Mond längst den Rücken
zugewandt und die Augen stur geschlossen. Nein, ich wollte
nicht zu ihm aufschauen und ihn abgöttisch anhimmeln, wie es alle
taten oder tun, wenn er in vollem Glanz am Nachthimmel thront.
Meine zornigen Gedanken schwanden mit der Müdigkeit und
ein Traum trat an deren Stelle. Damals war mir nicht bewusst gewesen,
dass es stets Vollmondnächte waren, in denen mich dieser
ganz spezielle Traum immer und immer wieder heimgesucht hatte.
Auch in dieser Nacht, nach der sich mein Leben schon bald ändern
sollte, ja auch in diesem Traum, kniete ich im strohtrockenen
Gras neben einem Gebilde, zusammengesetzt aus faustgroßen, kantigen
Steinen mit unterschiedlichen Grauschattierungen. Meine flache
Hand wanderte in geringem Abstand fühlend drüber hinweg.
Ich durfte die Steine nicht berühren; sie sandten eine sengende
Hitze aus und selbst im Traum schwitzte ich, als würde ich mich
über ein Feld glühender Kohlen beugen. Scheinbar unendlich lang
glitt meine Hand suchend über die Fläche. Es gab eine Stelle, die
ich unbedingt finden musste. Eine Stelle, die mich von der Hitze
und dem Albtraum gleichermaßen erlösen würde, eine Stelle die
ich auch deswegen finden musste, um alles zum Guten zu wenden
und nicht zuletzt, um aufwachen zu können. Aber, verdammt, wo
war sie nur …?
  Die Steine wurden immer heißer und schon schlugen Flammen
um meine feingliedrige Hand. Es schmerzte sehr und diese kalte,
erlösende Stelle wollte sich einfach nicht finden lassen!
  »Geduld, Dowin. Du kannst das!«, flüsterte mir eine sanfte Frauenstimme
zu. Ich konnte die Frau nicht sehen, aber ich wünschte
mir, sie wäre meine Mum, die ich nie kennengelernt hatte.
  »Ich such ja schon wie verrückt!«, rechtfertigte ich mich zornig.
Die Hand schmerzte immer gemeiner und jede Fase in mir drängte
mich, sie zurückzuziehen.
  »Lass dir Zeit, du wirst es schaffen!«, beruhigte mich die Stimme
und mit einmal fühlte ich, wie der Schmerz einen winzigen Moment
lang nachließ. Ich hatte die angenehme kühle Stelle gerade passiert
und kehrte rasch zurück. Endlich, da war sie!
Schwitzend und schnaufend schnellte ich aus dem muffigen Federbett.
Wieder einmal! Die Morgensonne lugte durch das Kellerfenster
und als ich erkannte, dass der Traum vorüber war, atmete
ich erleichtert aus. Ich wollte diesen Traum nie, wirklich nie mehr
träumen, aber ein Gefühl sagte mir, dass er mich ebenso wenig aus
seinem Bann lassen würde, wie der Mond selbst.
  Mit bleiernen Augen begutachtete ich meine Hand. Sie schmerzte
nicht wirklich, aber kleine Bläschen zeigten sich auf der Oberfläche,
was mich verwirrte. Brandblasen – das war neu!
Ich wusste nicht weshalb, aber mein Blick wanderte zwangsläufig
zum Fenster empor. Als mich die Sonne und nicht der Mond anlächelte,
fühlte ich seltsamerweise Enttäuschung. Wieder stierte ich
gebannt auf meine Hand – die Bläschen waren verschwunden. Hatte
ich mir sie nur eingebildet …?